03. – 16.12.2012 Bangalore & Hampi

Zwischen Hightech und historischen Ruinen

 

Bangalore:

Nach dem einfachen Landleben hat es uns nun wieder in die Stadt gezogen und zwar per Bus nach Bangalore, drittgrößte Stadt Indiens und indisches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, sowie Computerindustrie. Für Touristen gibt es da zwar eigentlich nicht viel zu sehen, aber ein paar interessante Ecken haben wir dann doch gefunden.

Ein Highlight unseres Aufenthalts in Bangalore waren definitiv unsere Couchsurfing-Gastgeber Rita und Swarnab. Wir haben uns sofort richtig wohl gefühlt bei dem ungleichen Paar (sie kommt aus Russland und er ist Bengale) und ihren beiden Katzen Juno und Kali. Tagsüber haben wir zusammen mit Rita gekocht, ihre Käsevorräte aus Russland vernichtet und Sehenswürdigkeiten wie den Nandi-Tempel mit seinem riesigen Granitmonolithen in Bullenform, den Botanischen Garten Lal Bagh und das Technikmuseum abgeklappert, wobei wir uns immer ganz schön mit den unverschämten Rikschafahrern rumärgern mussten, die grundsätzlich versucht haben, doppelt und dreifache Preise zu verlangen. Da war richtig Ausdauer und Durchsetzungsvermögen beim Handeln gefragt. Als dann abends Swarnab nach seiner Arbeit zu uns stieß, haben wir sämtliche Rockkneipen der Stadt unsicher gemacht und bei indischem Bier und den Klängen von Deep Purple, Led Zeppelin und Co. (ja, sowas hört man in Indien auch) Reisegeschichten ausgetauscht. Außerdem stand schnell fest, dass wir unbedingt gemeinsam aufs Guns n’Roses Konzert in Bangalore gehen müssen. Was, die gibt’s noch? Und die spielen ausgerechnet gerade in Indien? Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Tja, was lässt sich nun dazu sagen: Es war nur Rose ohne Guns und er ist ganz schön alt geworden. Die Musik war gut, aber vom Hocker gerissen hat es uns nicht gerade.

Ist man schon einmal im indischen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, darf natürlich ein Flug im Flugsimulator nicht fehlen, und so durfte Olli unter Anleitung eines richtigen Piloten lernen, wie man eine Boeing 737 startet, fliegt und heil wieder landet und was die ganzen Knöpfe, Hebel, Anzeigen und Lichter im Cockpit bedeuten. Da schwirrt einem ganz schön der Kopf, aber Olli hat alles ohne Bruchlandung sehr gut gemeistert.

Ein Stück außerhalb der lärmenden und hektischen Großstadt haben wir dann außerdem noch 2 ganz besondere Geheimtipps erkundet. Zum einen die Tanzschule Nrityagram, aufgebaut wie ein kleines idyllisches Dorf, in dem traditioneller indischer Tanz gelehrt wird und wo wir bei der Probe für eine Tanzaufführung zusehen durften. In der Fotogalerie konnten wir sehen, dass auch schon Mick Jagger zu Gast war. Zum anderen haben wir im Pyramid Valley die weltgrößte Meditationspyramide besucht, in deren Innerem die positiven Wirkungen der Meditation dreifach verstärkt sein sollen. Ein paar Fakten zum Wundern und Staunen: Die Pyramide ist so hoch wie ein 10stöckiges Gebäude, bietet Platz für 5000 Meditierende und im Inneren befinden sich 640 natürliche Kristalle aus dem Himalaya, die zusätzlich zur Geometrie der Pyramide deren kosmische Energie noch verstärken sollen. Für den Hausgebrauch oder für unterwegs gibt es im zugehörigen Shop lustige Papphüte in Pyramidenform. Dann steht ja der Erleuchtung eigentlich nix mehr im Weg ;-)

 

Hampi:

Wieder einmal, wie so oft in Indien, könnte der Gegensatz nicht größer sein. Von der hektischen Hightechmetropole Bangalore aus haben wir uns auf den Weg gemacht nach Hampi: historische Ruinenstadt, UNESCO-Weltkulturerbe und einer der eindrucksvollsten Orte, die wir in Indien besucht haben. Morgens um 6 kam unser Bus an im nebligen, gerade erwachenden kleinen Örtchen. Am Fluss, den wir mit der Fähre überqueren wollten, um zu unserem Guesthouse zu kommen, hatte sich schon das halbe Dorf versammelt zum allmorgendlichen Waschen und Baden. Noch verschlafen und ausgelaugt von unserer wie immer holprigen nächtlichen Busfahrt haben wir, ohne viel nachzudenken, das Angebot unseres sympathischen Rikschafahrers angenommen, uns nach dem Frühstück wieder mit ihm zu treffen, da er uns den restlichen Tag über mit seinem dreirädrigen Taxi zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten und Ruinen bringen wollte.

Nach einem herzhaften Frühstück mit reichlich Kaffee, Knoblauch und Ingwer-Orangen-Karottensaft, unser Geheimrezept gegen schlauchende Busfahrten, haben wir uns gegen 11 wieder mit unserem Fahrer getroffen, pünktlich zur gerade einsetzenden Mittagshitze. Wer ist denn so doof und geht während der schlimmsten Hitze des Tages zum Sightseeing? Richtig, wir natürlich! Wie gesagt, wir waren so fertig und müde, dass wir über dieses wichtige Detail gar nicht nachgedacht hatten. Als kleiner Trost waren nicht viele so dumm und es war nicht viel los bei den Sehenswürdigkeiten. Auf dem Programm standen Highlights wie der Aussichtspunkt Hemakuta Hill, Ganesha Tempel, Lotus Mahal, historische Elefantenstallungen und Vitthala Tempel. Wir haben auf unserem Tagestripp aber bei Weitem nicht alles gesehen. Stunden- bzw. tagelang kann man hier bei brütender Hitze durch schier endlose, beeindruckende Ruinen wandern und zur Abkühlung zwischendurch an schattigen Kokosständen Kokoswasser mit dem Strohhalm aus den frisch mit der Machete aufgeschlagenen Nüssen zutzeln.

Unser Guesthouse über dem Fluss, ein Geheimtipp von Swarnab aus Bangalore, war das letzte am Ende des Feldweges und dementsprechend ruhig, mit Hängematte vor dem Zimmer, lecker Essen und 2 Dänischen Doggen. Gleich am Rande einer beeindruckenden Felslandschaft gelegen, die aussieht, als hätte ein Riesenbaby mit den Gesteinsbrocken Murmeln gespielt, war unsere Unterkunft das reinste Kletterparadies und die Gäste überwiegend begeisterte Kletterer aus aller Welt. Pünktlich zum Sonnenaufgang wie auch zum Sonnenuntergang, da nur dann die Temperaturen erträglich sind, haben sich diese tagtäglich mit ihren Klettermatten auf den Rücken geschnallt auf den Weg gemacht, die diversen Gesteinsbrocken zu erklimmen.

Für unseren letzten Abend hatten wir uns einen besonderen Höhepunkt aufgehoben. Gut eine Stunde vor Sonnenuntergang haben wir uns zu Fuß auf den Weg gemacht zum nahegelegenen Hanuman-Tempel, der aber dann doch weiter entfernt lag, als uns das die Dorfbevölkerung beschrieben hatte. Eine viertel Stunde vor Sonnenuntergang haben wir uns dann die letzten paar hundert Meter zum Fuße des Berges fahren lassen, von einem jungen, völlig überteuerten Rikschafahrer, der uns versichert hat, sein Name sei auch Hanuman, wie der des Affengottes. Dann mussten wir allerdings noch die rund 500 Stufen hoch zum Tempel erklimmen und das möglichst zügig, um den atemberaubenden Sonnenuntergang völlig abgehetzt und nach Luft ächzend genießen zu können. Aber jede mühsame Stufe war es wert!

 

 

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