Frankreich

30.07. - 08.08.2015, 85 km zu Fuß

 

Wandern in der Normandie

 

 


 

CSI Normandie

 

Salut Normandie! Ende Juli, warm und sonnig, angenehme Brise vom Meer... perfektes Wanderwetter. Am späten Vormittag sind wir bei Criel-sur-Mer zu einer gemütlichen Wanderung entlang der malerischen Klippen der Alabasterküste aufgebrochen. Wir hatten uns auf einen ruhigen und entspannten ersten Wandertag in der Normandie eingestellt, doch schon nach den ersten 500 m wars vorbei mit der Idylle.

In einer hohen Wiese lagen diverse Fahrradtaschen mit verstreutem Inhalt und kein Mensch weit und breit. Très mystérieux. Wir haben sofort geschlussfolgert, dass wohl ein oder mehrere Radler ausgeraubt worden sind und alles für die Diebe Unbrauchbare hier entsorgt wurde. Olli ist gleich über den Zaun geklettert und hat alles eingesammelt und zu mir rüber geworfen, während ich in den Sachen nach Papieren gesucht habe. Ich wurde auch schnell fündig: Passkopien von einem österreichischen Paar.

Olli ist dann zurückgelaufen zu unserem Campingplatz, wo er unser Auto holen wollte, um die Sachen einzuladen und dann zur Polizei zu bringen. Er kam aber nicht allein zurück. Mit dabei waren der Leiter des Campingplatzes und Frank, einer der Beklauten, der am gleichen Platz wie wir genächtigt hatte und über den Olli auf dem Rückweg gestolpert ist. Von den Rädern fehlte aber jede Spur und die Chancen standen außerdem schlecht, dass diese wieder auftauchen würden.

Guter Dinge, dass die beiden Österreicher wenigstens ihr Gepäck zurück hatten, setzten wir unsere Wanderung fort. 2 km später im Wald kamen wir an 2 scheinbar verlassenen Zelten vorbei, wo wir kurz beraten haben, ob wir noch auf dem richtigen Pfad sind oder abbiegen müssen. Beim Beratschlagen, ob unser Weg an den Zelten vorbei führt, ist Ollis Blick auf 2 Räder gefallen, die gut versteckt hinter den Zelten im Gebüsch lagen. Qu'est-ce que c'est? Sein geschultes Auge konnte sofort die teuren Rohloffschaltungen ausmachen, die so rein gar nicht zum Anblick der billigen, verschlissenen Wurfzelte passten.

Wir wussten nicht, ob die Zelte bemannt waren und wollten keinen unnötigen Lärm machen, also sind wir ein Stück weit weg, wo wir beschlossen, dass ich, wegen meiner besseren Französischkenntnisse, so schnell wie möglich zum Campingplatz laufen sollte. Olli wollte Wache halten, falls die potenziellen Diebe versuchen zu flüchten.

Mit Frank und dem Leiter des Campingplatzes sind wir in dessen Auto dann zurück in den Wald gefahren. Zu unserer großen Freude waren es wirklich die geklauten Räder von Frank und seiner Frau Resi und auch das vermisste i-Pad haben die 4 total überraschten und überrumpelten Jugendlichen, die ganz verwirrt aus ihren Zelten gekrochen kamen, sofort herausgerückt. Nachdem wir die Polizei gerufen hatten, haben die Kids leicht verängstigt beteuert, dass sie die Räder ohne Gepäck nachts verlassen am Straßenrand gefunden haben. Alles klar, und der Laptop lag wahrscheinlich einfach so daneben. D'accord, bien sur. Sehr glaubwürdig.

Wir mussten dann eine halbe Ewigkeit auf die Gendarmerie warten, die sich verfahren hatten und den Waldweg nicht finden konnten. Frank hat uns in der Zwischenzeit erzählt, dass sie am Abend zuvor recht spät angekommen sind und weil sie so müde waren, haben sie ihre Räder nicht mehr abgeladen und außerdem vergessen abzusperren.

Nach Bestandsaufnahme haben dann aber immer noch 2 Taschen gefehlt. Die haben Olli und Frank bei erneuter Suche in der gleichen Wiese gefunden, wo die anderen Sachen gewesen sind. Et voilà, bis auf eine Hose ist also alles wieder aufgetaucht und der Urlaub von Frank und Resi war gerettet. Très bien!

Nach dem Mittagessen haben wir dann einen dritten Versuch gestartet, beschwingt von der Freude für Resi und Frank, unsere geplante Wanderung endlich fortzusetzen und wurden mit fantastischen Blicken von den 100 m hohen Klippen aufs leuchtend blaue Meer belohnt. Ein perfekter Tag also!

Unser restlicher Wanderurlaub war weniger ereignisreich, aber wir wurden tagtäglich aufs Neue von atemberaubenden Blicken aufs Meer und die malerischen Klippen belohnt und konnten uns auch hin und wieder ins erfrischende Nass stürzen. Auch die höchsten Dünen der Normandie haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Was gibt es schöneres als 100 Höhenmeter im Sand bergauf zurückzulegen ;)

Ein weiteres Highlight war außerdem der Besuch beim Couchsurfer Jacques, der uns zu sich in die Normannische Schweiz eingeladen hat. Wir hatten unsere eigene Doppelhaushälfte und hatten großen Spaß mit Jacques und seinen beiden Kindern beim gemeinsamen Kochen und Schwimmen im Stausee. Merci beaucoup! Außerdem waren wir hier bei einem der besten Bäcker Frankreichs zufolge der Auszeichnungen im Schaufenster. Wer hätte gedacht, dass es so viele Sorten Baguette gibt. Très délicieux!

Normandie, wir kommen auf alle Fälle wieder, vielleicht nächstes mal per Rad :) À bientôt!

 

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